Die NABU-Stiftung Nationales
Naturerbe erwarb ein 12 Hektar großes bewaldetes Grundstück auf dem Bocksberg bei Marktgölitz. Damit entstand ein weiteres NABU-Schutzgebiet im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt.
Hier überwintern regelmäßig 8 Fledermausarten – Großes Mausohr, Große Bartfledermaus, Kleine Bartfledermaus, Fransenfledermaus, Wasserfledermaus, Mopsfledermaus, Nordfledermaus und Braunes
Langohr.
Das NABU-Schutzgebiet „Bocksberg“ weist nicht nur für den Fledermausschutz eine große Bedeutung auf. Es kommen
geschützte und bedrohte Pflanzenarten vor, wie Kleines Wintergrün, Birngrün, Frühlings-Spergel und Dorniger Schildfarn. Schwarzspecht und Waldkauz haben hier Teile ihres Brutreviers. Glattnatter,
Zauneidechse, Gartenschläfer oder Gesteinsflechten siedeln auf den Schieferhalden.
NABU-Kreisverband Saalfeld-Rudolstadt e.V. und NABU-Stiftung Nationales Naturerbe führten von September 2010
bis Mitte November 2012 auf der Fläche das gemeinsame Projekt „Erhaltung und Verbesserung von landesweit
bedeutsamen Fledermauslebensräumen auf dem Bocksberg bei Marktgölitz (FFH-Gebiet Nr. 156)“ durch.
Projektziele waren der langfristige Erhalt zweier landesweit bedeutsamer Fledermauswinterquartiere durch Erwerb des Flächeneigentums, der Eingangs- und Innensicherung weitgehend verschütteter Stollenmundlöcher, die Verbesserung der Zuflugmöglichkeit für Fledermäuse sowie die Abwehr von Gefährdungen für Fledermäuse in deren Quartieren, die durch unbefugtes Betreten ausgelöst werden können. Weiterhin sollte der auf dem Haldengrundstück stockende Fichtenaufwuchs in einem zur Habitatverbesserung für Fledermausarten erforderlichen Maße entfernt werden, um zwischen vegetationsfreien Blößen eine natürliche bzw. naturnahe Waldentwicklung zu ermöglichen.
Der Schwerpunkt der Maßnahmen innerhalb des Projektes lag in der Sicherung der Fledermauswinterquartiere. In den Eingangsstollen des ehemaligen Schieferbergwerks wurden verbrochene bzw. bruchgefährdete Bereiche mit Türstockausbau gesichert, die Eingänge mit Gittertüren fledermausfreundlich und einbruchsicher verschlossen.
Zur Habitatverbesserung für Fledermäuse wurden Teile des Fichtenaufwuchses entfernt. Bei den Gehölz-Arbeiten
wurde boden- und wurzelschonend mit einem Rückepferd gearbeitet. Die im Winter 2011 durchgeführten Gehölzentnahmen und Bodenanrisse werteten die Fläche insgesamt naturschutzfachlich
auf. Bereits im darauf folgenden Sommer entwickelte sich auf der vegetationsarmen Nadelstreuschicht eine artenreiche Krautschicht, u.a. mit Großem Hexenkraut und Echtem
Springkraut. Mittlererweile haben sich dort auch Himbeere und andere Stauden hinzugesellt. Im Laufe der Zeit werden sich hier standortheimische Waldgesellschaften mit Bergahorn, Rotbuche und
Hainbuche entwickeln.
Die Zulassung natürlicher Entwicklungsprozesse ist sehr bedeutsam. Es entstehen vielfältige „Lebensräume auf Zeit“, von denen ein breites Organismenspektrum profitiert.
Im Rahmen der Erfolgskontrolle wurden Erfassungen des Fledermausbestandes in den
Winterquartieren durchgeführt. Netzfänge und Detektorbegehungen erbrachten Erkenntnisse hinsichtlich der Nutzung der unterirdischen Hohlräume im Spätsommer als Schwärmquartier bzw. der umgebenden
Lebensräume als Jagdgebiete.
Durch die Detektorerfassungen gelangen Nachweise von Großem Abendsegler, Kleinem Abendsegler
und Zwergfledermaus.
______________________________________________________________
Das Projekt wurde über die Förderinitiative Ländliche Entwicklung in Thüringen (FILET), Programm Entwicklung von Natur und Landschaft (ENL) gefördert. Die Fördermittel werden von der Oberen Naturschutzbehörde im Thüringer Landesverwaltungsamt ausgereicht.
Hier investiert Europa und der Freistaat Thüringen in die ländlichen Gebiete.